Eva von Redecker hat 2020 ein Buch unter dem Titel veröffentlicht: „Revolution für das Leben. Philosophie der neuen Protestformen“. Sein Kern-Gedanke ist bescheidender als der Begriff „Revolution“ vermuten lässt. Es geht nicht um die klassische Vorstellung, es gebe eine das System umstürzende Gruppe von Menschen, die das Rad der Geschichte übernimmt. Eine derartige Vorstellung ist für von Redecker keine wirkliche Revolution für das Leben, sondern das Kontinuum von Herrschaft unter anderem Vorzeichen mit allen fatalen ökologischen und sozialen Folgen. Nicht „Wiederaneignung“, sondern „Weltwiederannahme“ gilt es zu gestalten, denn: „Wir sind Teil der Welt. Wir müssen aufhören, ihrer Herr zu werden“ (145f.). Man darf sich diese „Revolution“ nicht als eine „große Kaperung“ vorstellen, sondern es ist ein „langsamer, aber allgegenwärtiger Umbau des Alltags […], eine stetige, tägliche Übung“, die von Redecker allgegenwärtig sieht: „Antirassistische Kämpe in der Seenotrettung oder gegen mörderische Polizeigewalt, feministische Streiks gegen sexuelle Übergriffe und Femizide, umweltpolitisches Aufbegehren gegen Artensterben und Erwärmung […] – all diese Kämpfe fügen sich zu einer Rebellion für das Leben zusammen“ (ebd.: 147f.). Dieses Buch birgt also reichlich Ansatzpunkte, die ethische Dimension jener „Revolution“ kritisch und intensiv zu diskutieren.